domus rapta

Ein Photokunstprojekt in Wien zu den Enteignungen nach der NS-Machtergreifung




Machtergreifung und Herrschaft der Nationalsozialismus beruhten auf einem System der Bereicherung. Wichtiger Bestandteil waren dabei die sogenannten Arisierungen. Jüdischer Besitz wurde seinen Eignern und Eignerinnen abgepresst und den Ariseuren und Ariseurinnen oft um einen Bruchteil des wahren Wertes verkauft. Diese Arisierungen gingen nirgendwo in solcher Zahl und so rasch vonstatten wie in Wien. Zigtausende machten dabei willig mit.


Bis auf wenige Ausnahmen ist dies noch immer ein verdrängtes Kapitel der Wiener Geschichte. Das mag zum einen damit zusammenhängen, dass in Wien viele Familien leben, die bis zum heutigen Tage von den Aneigungen ihrer Vorfahren profitieren. Zum anderen haben die Kinder und Enkel der kleinen Mitläufer und Handlanger, ohne die das Regime nicht hätte bestehen können, das Verdrängen Jahrzehnte hindurch gelernt und weitergegeben. Politische Inhalte und Diktionen jener Zeit sind in den Familien latent geblieben. So könnte aus der unbewältigten Vergangenheit auch hierzulande schnell eine aktuelle Gefahr werden. Mit anderen Bezeichnungen, anderen Akteuren, aber vergleichbaren Abläufen. So wie dies auch andernorts in der Welt geschieht.


„domus rapta“ zeigt 24 junge Menschen vor Arisierungshäusern im Servitenviertel. Allein mit einem kleinen Möbelstück. Als wären sie auf die Straße geworfen, heimatlos mit einem letzten persönlichen Gegenstand. Das intim Vertraute wird so öffentlich gemacht und bloßgestellt. Jede Geborgenheit ist verloren.


Es gilt, jeden Tag daran zu arbeiten, dass sich dies nicht wiederholt.


Die Ausstellung wurde als Installation im öffentlichen Raum vor der Wiener Servitenkirche im Juni 2015 mit Unterstützung des Bezirks gezeigt.


Michael SchmidPhotography Vienna