Romnija-Bildwechsel

Ein Projekt zur Präsenz und Wahrnehmung der Romnija im öffentlichen Raum



Zerrbilder.

Aus der österreichischen Perspektive werden Roma und Romnija häufig als schlecht gekleidete Landstreicher und Landstreicherinnen wahrgenommen, die sich mangels Eifer und Bildung dem Betteln widmen. Zerrbildern ist meist zu eigen, dass sie den Blick auf das Wesentliche und die wahren Hintergründe deutlich erschweren.


Bildwechsel.

Bilder von Menschen sind keine Zufallsprodukte. Immer gibt es Filter, Einflüsse durch Gelerntes, schon Gesehenes. Dieselben Menschen können in unterschiedlichen Inszenierungen völlig anders aussehen und wirken. Das Projekt Bildwechsel zielt genau darauf ab. Die Inszenierung bestimmt das Bild und damit auch wieder die Rezeption. Drei Kleinzyklen zeigen Frauen aus dem Romnijaaprojekt Detva des Welthauses Graz im Zentrum von Banska Bystrica in unterschiedlichen Inszenierungen. Im Mittelpunkt dieser Inszenierungen steht die selbstverständliche Nutzung, Inbesitznahme des öffentlichen Raums durch die Romnija. Die Präsenz im öffentlichen Raum, im Gemeinschaftsraum, für die Mehrheitsbevölkerung völlig normal, wird von ebendieser den Romnija oft nur ungern zugestanden. Die Bildserien entstanden aus der Zusammenarbeit zwischen Photograph und den Darstellerinnen.


Die Zyklen.

    •    Spiegelbilder. Spiegelbilder können Illusionen wecken, Details außerhalb des Blickfeldes zeigen. In diesem Fall holt der Spiegel die Personen, die sonst am Rande stehen oder an den Rand des öffentlichen Raumes gedrängt werden ins Zentrum. Die Hauptperson steht jeweils nicht im Blickfeld, sondern wird durch den Spiegel zum Mittelpunkt des Geschehens.

    •    Sitzplatz. Wer sitzt, nimmt auch in Besitz. Ein auf dem Hauptplatz von Banska Bystrica placiertes leuchtend gelbes Sofa, das den Romnija als Requisit für die Bilder dient, steht für die Inbesitznahme des Raumes, der allen zustehen soll. In diesem Fall der öffentliche Raum den Romafrauen. Also genau das, was ihnen oft verweigert wird.

    •    Begegnungen. Begegnungen bedeuten Konfrontation. Positiv, negativ, neutral. Begegnungen im öffentlichen Raum haben es an sich, dass viele Aspekte nur flüchtig wahrgenommen werden. Der Blick konzentriert sich auf das, was wesentlich erscheint, der Rest verschwimmt im Unklaren. Hier wurde auf einzelne Personen fokussiert. Die übrigen Vorbeieilenden verlieren sich in der Unschärfe des frühen Abendlichtes. Es geht darum, die Betrachtern und Betrachterinnen die Begegnung mit dieser einen Person im Fokus zu schenken


Die drei Zyklen wurden im Zentrum von Banska Bystrica photographiert. Das Projekt ist eine Kooperation mit dem Welthaus Graz. Die Ausstellung wurde mehrfach in der Steiermark und im Burgenland gezeigt. Hier ist ein Teil der Serie zu sehen.

Michael SchmidPhotography Vienna